Preis der Kunsthalle Wien 2020
Eine Kooperation mit der Akademie der bildenden Künste Wien und der Universität für angewandte Kunst Wien
Die Preisträgerinnen Abiona Esther Ojo (Absolventin der Akademie der bildenden Künste Wien) und Huda Takriti (Absolventin der Universität für angewandte Kunst Wien) beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit Fragen ihrer Positionierung in verschiedenen kulturellen, historischen und auch persönlich-biografischen Kontexten.
Durch das Verweben von dokumentarischen mit narrativen Elementen, die Konfrontation von Vergangenheit und Gegenwart, das Durchbrechen der Grenzen von Raum und Zeit sowie die Reflektion gesellschaftlich wirksamer Momenten des Zusammenlebens entstehen Erzählungen, die das Reale mit dem Fiktionalen verknüpfen und Letzteres immer wieder auch entflechten.
„In ihrer tiefgehenden Installation Die Magie steckt in jeder Strähne fächert Abiona Esther Ojo die sozial-politischen Implikationen von „Afro-Hair“ aus kulturhistorischer wie auch persönlicher Perspektive auf. Unter Einsatz skulpturaler, analog-reproduzierender und digitaler Medien gelingt es ihr, die mit Wissen, kollektiver Erinnerung, mit Ritualen und intimen Prozessen verbundene Praxis des Kreierens von Afro-Frisuren mit generellen Fragen nach Identität und Repräsentation – von der Botschaft als Zeichen des Protestes bis hin zu einem etablierten Zugehörigkeitscode – zu verknüpfen“, lautet die Begründung der Jury des Preises des Kunsthalle Wien 2020.
Ihre Entscheidung für Huda Takritis Diplom begründete die Jury folgendermaßen: „ … [Ihre] perfekt ausgeführte Multimedia-Installation of cities and private living rooms verwebt faktische und fiktionale Elemente, private und kollektive Archive, analoge und digitale Bilder zu einer polyphonen Erzählung, die wie ein politisches Unterbewusstsein funktioniert. Ihr Unterfangen, die Komplexität von Migrations- und Diasporageschichten, geopolitischen Realitäten und Identitätsprojektionen zu entwirren, ohne sie auf Aspekte von Identitätsstiftung und die Suche nach einer allgemeingültigen Wahrheit herunterzubrechen (…)“.
Abiona Esther Ojo (geb. 1992 in Hellmonsödt (Österreich), lebt in Wien) studierte Bildhauerei und Raumstrategien an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Monica Bonvicini und Stefanie Seibold, Diplom 2020 bei Iman Issa.
Huda Takriti (*1990 in Damaskus (Syrien), lebt in Wien und Damaskus) studierte Zeichnung und Malerei an der Fakultät für bildende Künste in Damaskus. 2020 absolvierte sie das Masterstudium an der Abteilung TransArts der Universität für angewandte Kunst Wien, Abschluss bei Roman Pfeffer und Kathrin Rhomberg.
Der Preis der Kunsthalle Wien ist ein gemeinsames Projekt der Universität für angewandte Kunst Wien, der Akademie der bildenden Künste Wien und der Kunsthalle Wien und wird jährlich per Juryentscheidung an je eine*n Absolvent*in der beiden Kunstuniversitäten vergeben. Beide Kunstuniversitäten stimulieren maßgeblich die Produktivität und Diversität der jungen Kunstszene in Österreich. Die Kunsthalle Wien wiederum sieht ihre Aufgabe in dieser Kooperation als Beitrag zur internationalen Wahrnehmung der Absolvent*innen dieser beiden Institutionen und ihrer Vernetzung mit dem außeruniversitären Kunstbetrieb. Der Preis beinhaltet Preisgelder von je € 3.000 zur Verfügung gestellt von DekoTrend GmbH und von Gertraud und Dieter Bogner, die Publikation je eines Katalogs sowie eine Ausstellung in der Kunsthalle Wien.
Um ein Zeichen der Anerkennung auch für die Leistungen und die Qualität der auf die Shortlists der Jury gelangten Absolvent*innen zu setzen, wurde 2020 beschlossen, deren Namen in allen mit dem Preis der Kunsthalle Wien verbundenen Publikationen anzuführen. Aus dem Institut Bildende Kunst der Akademie der bildenden Künste Wien sind dies: Julia Goodman, Hyo Lee, Igor Ripak und Myles Starr. Vom Institut für Bildende und Mediale Kunst der Universität für angewandte Kunst: Sara-Lisa Bals, Anastasia Jermolaewa und Sebastian Supanz.
Kurator: Lucas Gehrmann