Nachdem der Verband österreichischer Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker (VöKK) und die
Vereinigung der Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker in der Schweiz (VKKS | ASHHA | ASSSA) 2007 im Kunsthaus Bregenz ihre erste gemeinsame Tagung «Über die Grenze: Vermessung einer Kulturlandschaft» organisiert haben, planen beide Vereine vom 7. bis zum 8. November 2025 eine Fortsetzung ihres Austauschs in der Schweiz. In einer Zeit der Globalisierung soll der Titel der zweiten Tagung lauten: «Jenseits von Grenzen: österreichische und Schweizer Kunstwissenschaft im globalen Kontext». Gastgeber und Partner der zweiten Veranstaltung ist das Landesmuseum Zürich, das Objekte und Zeugnisse birgt, die das historische Verhältnis zwischen Habsburg-Österreich und der Eidgenossenschaft dokumentieren und das, wie seine Ausstellung «kolonial. Globale Verflechtungen der Schweiz» (13.09.2024 – 19.01.2025) zeigt, weit über die eigenen Landesgrenzen hinausschaut.
Die Tagung soll aus zwei Sektionen bestehen: Die erste Sektion möchte den kulturellen und
künstlerischen Austausch zwischen Österreich und der Schweiz und den wechselseitigen Blick
aufeinander vom Mittelalter bis heute beleuchten. Um nur einige Beispiele zu nennen: Vorarlberger Barockmeister wie Franz Beer errichteten in der Schweiz Klöster und Kirchen; Bündner und Tessiner Baumeister, Stuckateure und Maler erbauten bzw. barockisierten in Österreich Klöster, Kirchen und Residenzen. Ferdinand Hodler gelang 1904 der internationale Durchbruch auf der 19. Ausstellung der Wiener Secession, dessen korrespondierendes Mitglied er war. Nach einem längeren Aufenthalt auf der Hohen Warte beauftragte der Schweizer Maler Josef Hoffmann mit der Gestaltung seiner Genfer Wohnung. Um den Export zu fördern und dringend benötigte Devisen ins Land zu bringen, eröffnete die Wiener Werkstätte 1917 eine Filiale auf der Zürcher Bahnhofstrasse und liess Textilentwürfe in Schweizer Betrieben, wie die Textil-Werke Blumenegg und Clavel & Lindenmeyer, drucken. Nach dem Anschluss Österreichs am 12. März 1938 strömten politisch verfolgte bzw. jüdische Künstler und Kunsthändler in die Schweiz, die zur Drehscheibe für Fluchtgut und als «entartet» erklärte Kunstwerke wurde.
Wie die Schweiz hadert auch Österreich mit seiner Neutralität. Beide Länder arbeiten mit einiger
Verspätung ihre (recht unterschiedliche) koloniale Vergangenheit auf. Wie schlagen sich diese
Themen in der kunsthistorischen Forschung, in der Gegenwartskunst und in den Beziehungen beider Länder nieder?
Die zweite Sektion soll aus kürzeren Podiumsdiskussionen mit Spezialist*innen über gemeinsame aktuelle Forschungsthemen bestehen, wie: der Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft; die Auseinandersetzung zeitgenössischer Kunstschaffender mit Themen wie Krieg, Klimawandel, Dekolonialisierung von Sammlungen und kulturelle Teilhabe.
In einer Abschlussdiskussion sollen das Potenzial und die Chancen zukünftiger bilateraler
Forschungskooperationen zwischen Österreich und der Schweiz ausgelotet werden.
Gebeten wird um Themenvorschlage für die erste Sektion in Form eines Abstracts (max. 2ʹ500
Zeichen, inkl. Leerzeichen) und eines kurzen Lebenslaufs in deutscher oder englischer Sprache an die Geschäftsstelle der VKKS: info@vkks.ch. Einsendeschluss: 15. November 2024.
Konzept und Organisation
Prof. Dr. Régine Bonnefoit, Präsidentin VKKS / Université de Neuchâtel; Prof. Dr. Noémie Etienne, Universität Wien; Dr. Christina Hainzl, 1. Vorsitzende VöKK / Universität für Weiterbildung Krems; Mag. Andrea Winklbauer, 2. Vorsitzende VöKK / Jüdisches Museum Wien