Führung € 2,40 zuzügl. Eintritt (€ 9 / ermäßigt € 7)
Geliebt oder gehasst: Die wiederentdeckte brutalistische Architektur lässt niemanden kalt. Die Schau zeigt internationale Beispiele und österreichische Highlights. Sie beleuchtet die architektonische und die gesellschaftliche Relevanz der Projekte.
Über viele Jahrzehnte wurden die Bauten des Brutalismus als Bausünden verunglimpft, dem Verfall preisgegeben oder abgerissen. Läutet der aktuelle Hype eine Trendumkehr ein? Mit der weltweiten Online-Initiative SOS Brutalismus, die mittlerweile über 1000 Gebäude in einer Datenbank versammelt (www.SOSBrutalism.org), wurde auch ein großes Ausstellungsprojekt im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt angestoßen. Die aus der globalen Plattform hervorgegangene Ausstellung bietet erstmals eine weltweite Zusammenschau brutalistischer Bauten, die zwischen 1953 und 1979 auf allen Kontinenten entstanden. Welche gesellschaftlichen Entwicklungen, welche architektonischen und politischen Ideen bilden den Kontext dieses internationalen Phänomens? Die Ausstellung geht aber auch der Frage nach, wie Brutalismus überhaupt definiert werden kann und behandelt mögliche Strategien der denkmalgerechten Sanierung.Ungewöhnlich große Modelle aus Karton und 25 skulpturale Betonmodelle machen in der Ausstellung die Faszination und die Qualitäten der brutalistischen Architektur nachvollziehbar. Die umfangreiche Sammlung des Architekturzentrum Wien erlaubt es, im extra für Wien erweiterten Österreich-Schwerpunkt aus dem Vollen zu schöpfen und großartiges Originalmaterial wie Modelle, Fotos, Skizzen und Pläne zeigen zu können. Die zehn österreichischen Highlights reichen von Ikonen, wie der Wotrubakirche, bis zu unbekannteren Beispielen, wie dem Oblatenkloster von Johann Pleyer in Wien-Hietzing oder dem Internat Mariannhill in Landeck von dem kürzlich verstorbenen Tiroler Architekten Norbert Heltschl – einige davon akut von Abriss oder Umbau bedroht.
Bereits im Jahr 2012 hat das Az W mit der Ausstellung und der parallel erarbeiteten Datenbank „Sowjetmoderne 1955–1991“ maßgeblich die internationale Wiederentdeckung brutalistischer Architektur mitverantwortet. Mit der Übernahme und Erweiterung der Ausstellung „SOS Brutalismus“ schließen wir an diese Arbeit an und tragen dem gesteigerten Interesse an der Architektur der 1950er bis 1970er Jahre Rechnung, die einen wichtigen Platz in der Sammlung des Az W einnimmt.