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Tagung: Der Bauer und die Moderne

FERDINANDEUM, Innsbruck

Der Bauer und die Moderne
KONSTRUKTION UND KRITIK „VOLKSTÜMLICHER“ BILDWELTEN UND DIE POPULÄRE MASSENKUNST DER GRÜNDERZEIT

Franz von Defregger gehörte zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Künstlern der Zeit um 1900. Doch fällt seine heutige Stellung unterschiedlich aus: Während seine Kunst in Tirol populär geblieben ist und immer noch identitätsstiftend wirkt, ist Defregger international einem breiten Publikum kaum mehr bekannt. Denn der auf die Innovationen der Avantgarde fokussierten Kunstgeschichtsschreibung der Moderne erschien spätestens seit 1945 Volkstümlichkeit, Erzählfreude und Humor als kunstferne Größen. Die qualitätvolle Malweise wurde abschätzig als akademisch und die bäuerlichen Themen als provinziell abgetan.

Fatale Nachwirkung hatte zudem, dass diese bürgerlich-konservative Kunst zunehmend unter den Einfluss völkisch-reaktionärer Kräfte geriet und später von den Nationalsozialisten als kompatibel mit deren künstlerischen Vorstellungen erachtet wurde. Darüber geriet in Vergessenheit, wie stark gründerzeitliche Maler in moderne Prozesse der Kommerzialisierung eingebunden waren. So arbeitete Defregger mit dem Kunstverlag Franz Hanfstaengl zusammen und vermarktete seine Werke nicht nur durch Lithografien oder Postkarten, sondern auch mittels Gebrauchsgegenständen wie Tassen oder Zierteller.

Die in Kooperation mit der Universität Siegen stattfindende Tagung hat daher das Ziel, am Beispiel Defreggers und anderer Maler, in neuer Weise auf die gründerzeitliche Malerei zu blicken. Es wird darum gehen, die ästhetischen, ideologischen und medialen Grenzen von Kategorien wie Volkstümlichkeit zu bestimmen und innerhalb einer sich etablierenden Massenkultur zu verorten.

 

FREITAG, 13. APRIL 2018

9 – 9.15 Uhr Begrüßung und Einführung Peter Scholz (Innsbruck)

9.15 – 10 Uhr „Schwört nicht zu Östreich, wenn Ihr‘s könnt vermeiden“ (Tell). Der übermalte Landsturm 1809 von Joseph Anton Koch und die Topoi Tirols im 19. Jahrhundert
Markus Neuwirth (Innsbruck)

10 – 10.30 Uhr Zwei Ikonen der Populärkultur. Franz von Defregger und der Heimatdichter Peter Rosegger
Angelika Irgens-Defregger (München)

Kaffeepause

11 – 11.45 Uhr Kunst in Reproduktion um 1900
Joseph Imorde (Siegen)

11.45 – 12.30 Uhr „Künstler oder Producenten künstlerischer Waare?“. Defreggers Zusammenarbeit mit dem Kunstverlag Franz Hanfstaengl
Helmut Hess (München)

Mittagspause

13.30 – 14.15 Uhr Kunst für Alle. Franz von Defregger und die Malerei auf dem Weg in die Massenkultur
Ludwig Tavernier (Koblenz)

14.15 – 15 Uhr Local, Regional, Global. The Changing Reception of Franz von Defregger’s Peasant Paintings
Jo Briggs (Baltimore)

Kaffeepause

15.30 – 16.15 Uhr „um einen Ton zum Idealen hin höher gestimmt“. Defreggers Genremalerei und die Krise des poetischen Realismus um 1900
Matthias Memmel (München)

16.15 – 17 Uhr Ludwig Knaus. Von der Innovation zum Klischee?
Rebecca Krämer (Wiesbaden/Koblenz)

18 – 19.15 Uhr Heimatabend reloaded Volksmusik der Defregger-Zeit Konzert Afelder Dreigesang und 4Kleemusig

 

SAMSTAG, 14. APRIL 2018

9 – 9.45 Uhr Für Schule und Haus. Zur nachhaltigen Popularisierung gründerzeitlicher Malerei in Kaiserreich und Weimarer Republik
Andreas Zeising (Siegen)

9.45 – 10.30 Uhr Max Bram und die Genese der Rosenheimer Gemäldesammlung im Kontext zeitgenössischer Kunstauffassungen
Felix Steffan (München)

Kaffeepause

11 – 11.45 Uhr Wilhelm Riefstahls „gesättigter Realismus“
Peter Forster (Wiesbaden)

11.45 – 12.30 Uhr Friedrich Eckenfelder (1861–1938) und die „Volkstümlichkeit“ in der Malerei des Schwäbischen Impressionismus
Yvonne Arras (Balingen)

12.30 – 13 Uhr Abschlussdiskussion